Dieser Sport-Prinz ist eine echte Rarität … wer küsst ihn wach?
Unser Sport-Prinz hat zwar keine 100 Jahre im Märchenschloss geschlafen, aber immerhin die letzten 20 Jahre in einer Garage verbracht. Jetzt freut er sich darauf, zu neuem Leben erweckt zu werden. Er bringt so viel Charisma mit, wie auf dreieinhalb Metern möglich sind. Ein Auto mit grenzenlosem „Mensch-ist-der-süß“ Faktor.
Aber ohne Fleiß keinen Preis, das gilt nicht nur im Märchen. Der Käufer dieses Schätzchens bekommt unverbastelte, originale Substanz. Der Innenraum ist komplett und dem Alter des Fahrzeugs entsprechend. Die Chromteile sind fleckig, auch die hellen Türverkleidungen und der Himmel sind nicht blütenrein, aber völlig im Rahmen. Fahrersitz und Notsitz hinten rechts zeigen Risse bzw. Beschädigungen. Das originale Blaupunkt-Radio ist mit dabei.
Der äußere Zustand ist akzeptabel, aber nicht perfekt. Das Coupé wurde in seinem langen Vorleben bereits nachlackiert, auch Rost findet sich mancherorts, zudem weist der vordere linke Kotflügel einen Kratzer auf und eine Radzierblende ist beschädigt. Der Zweizylindermotor im Heck ist ebenfalls noch im Dornröschenschlaf.
Aber Märchen gehen ja bekanntlich immer gut aus, daher: Nur Mut!
War die Karosserie des 1957 vorgestellten Prinz I von manchen Kritikern als allzu hausbacken empfunden worden, präsentierte NSU ein Jahr später ein ausgesprochen elegantes Coupé auf der Basis des Kleinwagens, „einen bildhübschen Zweisitzer mit lichtem Pavillon und sanft abfallender Dachpartie“ (FAZ). Entworfen hatte ihn Franco Scaglione vom italienischen Karosseriebauer Bertone, der auch die Fertigung der ersten Karosserien übernahm. Da die Qualität zu wünschen übrig ließ, beauftragte NSU ab 1962 die Spezialfirma Drauz in Heilbronn mit dem Bau – dadurch wurde der Sport-Prinz nicht nur besser, sondern über 20 % günstiger!
Unter der gelungenen Hülle befand sich die bewährte Technik des jeweils aktuellen Prinzen: Zunächst der Zweizylinder des Prinz II, später die Maschine mit geringfügig vergrößertem Hubraum aus dem Prinz 4. Die Tester lobten die gute Straßenlage und Handlichkeit des Coupés – und trotz einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h war der Sport-Prinz auch auf Rallyes, speziell Bergstreckenrennen, durchaus erfolgreich.