Herr Kaufmann, wie interessant ist die Anlage in Oldtimern?

Ganz allgemein sind Oldtimer nach wie vor eine attraktive Anlageform. Es ist allerdings ein Nischenmarkt. Bei Oldtimern haben wir in den vergangenen Jahren sehr starke Wertzuwächse gesehen. Nach meiner persönlichen Auffassung wird es hier auch weitere Wertsteigerungen geben. Allerdings nicht im gleichen Ausmaß, wir erleben momentan eine Seitwärtsbewegung. Aber wir reden immer noch von Wertzuwächsen von teilweise fünf bis zehn Prozent.

Sprechen wir von einem vergleichbar hohen Konsolidierungsniveau, gerade etwa im Vergleich zum Jahr 2010 und der anhaltenden Nullzinsphase?

Im Vergleich zu 2010 sind wir auf einem hohen Niveau, aber ich sehe keine Blasenbildung am Markt. Diese Objekte sind, ähnlich wie in der Kunst, nicht duplizierbar. Es gibt nur eine limitierte Anzahl von Fahrzeugen einer Gattung oder Marke oder eines Modells. In unserer Auktionswelt haben wir noch keine dramatischen Preisrückgänge gesehen.

Wie schwierig ist es, in diesem Markt als privater Anleger einzusteigen?

Es gibt Versuche, diesen Markt über Indices abzubilden. Daher kommen auch die veröffentlichten, durchschnittlichen Wertentwicklungen. Diese Kurven haben sich in den letzten fünf oder sieber Jahren stärker entwickelt als etwa bei Kunst oder Wein oder ähnlichen Sammelerobjekte. Wie bei allen Anlageformen gilt auch hier, nicht alles auf ein Pferd zu setzen, sondern eine vernünftige Diversifizierung vorzunehmen. Man muss vor der Auswahl genauer hinschauen und etwa Stückzählen oder den weltweiten Markt beurteilen. Der Porsche 911 ist beispielsweise durch die Bank weg bei allen Modellreihen sehr stark gestiegen. Das liegt einerseits an der begrenzten Stückzahl, andererseits gibt es einen sehr interessanten, weltweiten Markt – das hält die Preise oben.

Wie leicht lässt sich denn über den 911 hinaus eine Oldtimer-Anlage wieder zu Geld machen?

Generell gibt es einen Markt, es gibt Auktionshäuser wie unseres rund um die Welt, insofern lässt sich so eine Anlage auch immer wieder vermarkten. Auch hier müsste man wieder ins Detail gehen, welche Fahrzeuge möchte man versilbern, welchen Zeitraum stelle ich mir vor. Mit einem Einzelstück aus den 1930er-Jahren geht man anders um als mit einem 911 aus den 1960er- oder 1970er-Jahren. Für den gibt praktisch eine Art Börsenkurs, der sich realisieren lässt.

Wie sieht das Profil eines Oldtimer-Anlegers aus?

Die Mehrzahl derer, mit denen ich in Kontakt komme, sind Liebhaber und Enthusiasten. Für die ist diese Wertentwicklung einfach ein sehr netter Nebeneffekt. Natürlich denken sie wirtschaftlich, sind teils auch zu Wohlstand gelangt, aber sie freuen sich mehr über die Fahrzeuge als über einen Wertzuwachs. Die Hauptgruppe ist tatsächlich auch mit ihren Fahrzeugen auf Rallyes unterwegs. Die reinen Anleger, die Oldtimer gezielt in eine Portfoliomischung einstreuen und so managen wollen, wie sie andere Anlageformen managen, sind verschwindend gering.

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